Vereinigte Staaten von Europa jetzt

für ein demokratisches, föderales, vereingtes Europa

11.09.2017

Es wird kolportiert, dass unsere Bundeskanzlerin vor ein paar Wochen zu ihrem französischen Kollegen Emanuel Macron gesagt haben soll, über Europas Problemlösung könne erst am Wahlsonntag nach 18 Uhr gesprochen werden. Auch von den Mitbewerbern um das politisch höchste Amt der BRD hört man zur Problemlösung Europas nicht gerade sehr viel substantielles. 

Und das im Wahlkampf!!!!!!!!

An zwei großen aktuellen europäischen Problemen macht sich doch das ganze europäische Elend manifest. Wie soll Europa den türkischen Esel zähmen und wie können wir in Europa endlich zu normalen Finanzverhältnissen zurückkehren. An Hand dieser zwei beispielhaften Probleme kann man zeigen, was uns Wählern doch eigentlich auf den Nägeln brennt. Es interessiert uns deutsch-europäische Wähler doch, wie eine mögliche Lösung aussehen könnte.

Das größere der beiden europäischen Probleme, das hier betrachtet werden soll, ist das Problem mit dem vielen Geld, mit dem die europäische Zentralbank den Markt flutet. Damit ist nicht das Pseudo-Problem mit dem Euro gemeint. Der Europäische Zentralbankpräsident Mario Draghi ist ein überzeugter Europäer. Das kann man sicher behaupten, selbst wenn man ihn nicht persönlich kennt. An seinen Worten und Taten gemessen beweist er das tagtäglich. Aber, Herr Draghi kämpft und kämpft um den europäischen finanziellen Zusammenhalt und erkauft uns mit seinem Tun Zeit, damit wir Europäer endlich die Grundlage dafür schaffen, dass wieder normalere Geldverhältnisse herrschen, sprich dass der kleine Sparer wie Du und ich wieder für sein sauer gespartes Geld ein angemessenes Entgelt bekommt und nicht noch bestraft wird, dass er sein sauer erspartes Geld nicht zum Fenster hinauswirft.

Möge man bitte nicht auf die Idee kommen, der Kleinsparer könne doch sein sauer gespartes Scherflein in einen Aktienfonds stecken oder gar selber Einzelaktien erwerben. Nein, das sollte er tunlichst nicht mit seinen paar Euros tun. Er hat ja so wenig, dass er schon morgen etwas  von den angesparten Penunsen haben will, um seinen arbeitslosen Enkel zu unterstützen.

Eine gesunde Volkswirtschaft basiert doch auf einer gesunden Mischung von Investitionen finanziert durch Sparbeiträge und Krediten. Und darauf, dass der Kreditfinanzierer und der Sparfinanzierer einen angemessenen Beitrag dafür erhält.

Nun ist aber unsere Europäische Heimat aus diesem gesunden Finanzparadies hinausgeworfen worden. Es gibt schlicht zu viele Schulden in den einzelnen europäischen Staaten und es gibt andererseits zu viel umherirrendes Geld auf der Suche nach attraktiven Anlagen, sprich Investitionsmöglichkeiten. Herr Draghi kann diese nicht schaffen. Was macht er, er versucht (verzweifelt?) mit seiner einzigen Möglichkeit, die er hat, Anreize für Investitionen zu geben, damit diese nicht an den Geldkosten scheitern. Niedrige Zinsen gleich niedrige Investitionskosten. Danke, lieber Mario Draghi, dass Sie wenigstens versuchen, uns zu retten

Das zweite von den europäischen Problemen, das wir hier beispielhaft betrachten wollen, ist das Problem mit dem störrischen türkischen Esel. Da treffen sich 28 europäische Außenminister, auf deutsche Initiative soll das Problem versucht werden, anzugehen. Man möchte den türkischen Esel vom Eis herunterholen, damit er nicht vollends auf die Eselschnüs fällt. Typischerweise hat Deutschland mal wieder diplomatisch sehr geschickt das Thema im Fernsehen vor unserer aller Augen den deutschen Wählern und den europäischen Kollegen knall auf Fall auf den Tisch gelegt.. Klar, es landete nicht einmal auf der Tagesordnung. Aber dies deutsche Problem mal an den Rand gestellt, das eigentliche Skandalon ist doch die Art und Weise wie überhaupt in Europa Außenpolitik betrieben wird. Da sind halt 27 Außenminister überflüssig. Einer würde genügen. Wie sagte Henry Kissinger dazu, Europa, welche Telefonnummer soll ich wählen?

Auch hier fragen wir uns, wo wird dieses europäische Problem bzw Thema vor der Wahl in Deutschland diskutiert? Warum wird es nicht heftig diskutiert? Bei beiden beispielhaft dargelegten Problemen geht es doch um unser aller Zukunft.

Könnte es sein, dass wir alle Angst haben, dass bei einer ernsthaften Diskussion über die angesprochenen Themen wie im Grunde bei allen europäischen Problemen aufscheint, dass ein Mehr an Europa ein Mehr an europäischer Solidarität bedeutete. Und dass Solidarität auf gut deutsch bedeuten könnte, von seinen zukünftig wieder erwartbaren vernünftigen Zinsen etwas abgeben zu müssen für die, die nicht einmal die wenigen angemessenen Zinsen erwarten können?

Im autobiographischen Roman „Ein Porträt des Künstlers als junger Mann“ von James Joyce heißt es:

„Dedalus, du bist ein asozialer Mensch, verkriechst dich in dich selbst. Ich nicht. Ich bin Demokrat und ich werde für die soziale Freiheit und Gleichheit aller Klassen und Geschlechter in den künftigen Vereinigten Staaten von Europa leben und arbeiten.“ Erschienen ist der Roman übrigens 1916.

Ob MacCann, der das zu Dedalus sagt, tatsächlich Recht hat mit dem, was er sagt, kann jeder nachlesen, der das Buch lesen will. Empfehlenswert, wer irische Literatur mag. Ob die Vereinigten Staaten von Europa darüber hinaus soziale Freiheit und Gleichheit für alle bringen, auch darüber müßte und sollte doch eigentlich diskutiert werden. Wann, wenn nicht jetzt vor unserer Wahl?