Vereinigte Staaten von Europa jetzt

für ein demokratisches, föderales, vereingtes Europa

16.12.2015

Wir schaffen das!


Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel,


mit diesem offenen Brief, den ich unter www.vereinigte-staaten-von-europa-jetzt.de veröffentlicht habe, verfolge ich zwei Absichten. Zum einen möchte ich Ihnen meine große Hochachtung und Dankbarkeit für Ihre Aussage „Wir schaffen das“ im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsstrom ausdrücken, zum anderen möchte ich mir Selbstgewissheit über Ihren Satz und meine Interpretation desselben verschaffen.

Meine Überlegungen gehen davon aus, dass wir wohlmeinenden Europäer das Ziel verfolgen, dass wir Europäer und unsere außereuropäischen Nachbarn in Frieden und Wohlfahrt leben sollen und wollen. Wie können wir das erreichen?

Zunächst einmal die Frage, wer mit „Wir schaffen das!“ gemeint ist. Da Millionen syrische Flüchtlinge vor Europas Grenzen stehen bzw. den Wunsch haben, nach Europa zu kommen (andere Menschen, sicher ebenfalls im Millionenbereich, aus anderen nicht-europäischen Ländern kommen da noch hinzu) kann damit nur ein „Wir“ gemeint sein, dass fähig ist, diese Menschen aufzunehmen und mit dem Lebensnotwendigsten zu versehen. Dazu ist eben kein europäisches Land allein in der Lage. „Wir“ bedeutet also „Wir Europäer“.

Des weiteren ist es eine Tatsache, dass die zu uns strömenden Menschen in Not sind, sie hungern, frieren und sind in Todesgefahr. Jeder Mensch in solch einer Situation sucht Schutz. Millionen von Schutzsuchenden lassen sich nicht aufhalten. Es sei denn, man schießt auf sie.

Die Frage, für die es sich lohnt, alle Energie und Kraft aufzuwenden, die man hat, ist: Wie kann man das Problem bzw. das Ziel erreichen? und auch die gefundenen Mittel in die Tat umzusetzen.

Da die Hungernden und Frierenden und mit dem Tod bedrohten Menschen vor unserer Haustür stehen (und nicht vor einer anderen Haustür, beispielsweise nicht vor der saudiarabischen oder einer anderen Haustür), hilft es nicht, sie erst mal abzuwimmeln mit dem Hinweis, mann müsse erst einmal überlegen, wie man ihnen helfen könne. In diesem Fall lässt man sie eintreten und versorgt sie erst einmal mit dem nötigsten um dann das weiter zu tuende zu überlegen. In dieser Situation sind wir nun.

Simpel ist es, sich der Rahmenbedingungen zu vergewissern, die erfüllt sein müssen, damit wir und die Flüchtlinge gut miteinander auskommen werden. Unser Rechtssystem ist und bleibt Grundlage unseres Zusammenlebens. Wer zu uns kommt und bei uns leben will, muss dieses System akzeptieren und leben. Er kann und darf seine kulturelle Differenz leben und behalten so lange sie nicht im Widerspruch zu unserem Rechtssystem ist. Damit wir alle weiterhin im relativen Wohlstand leben können, muss jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten zum gemeinsamen Wohlstand beitragen und das so früh wie möglich. Wir müssen ihnen aber die Möglichkeit dazu geben. Dazu gehört es, sie mit unserer Sprache vertraut zu machen, mit unserem Rechtssystem vertraut zu machen und sie so früh wie möglich am Arbeits- und Wirtschaftsleben nach unseren Gesetzen teilnehmen zu lassen.

Wir nehmen sie also erst einmal in unseren Schutz, versorgen sie mit dem Lebensnotwendigen und geben ihnen eben erst einmal eine vorübergehende Heimstatt hier bei uns in Europa. Wenn dann in Zukunft auch mit unserer Hilfe ihre alte Heimat befriedet ist, dann können diejenigen, die wieder zurück in ihre alte Heimat wollen, zurückkehren. Sie sind dann hier bei uns gestärkt worden und können sich mit ganzer Kraft dem Aufbau ihrer alten Heimat und damit dem Aufbau ihres eigenen Lebens in einem eigenen friedvollen Land widmen. Diejenigen, die sich dann aber bei uns wohlfühlen und hier bleiben wollen, die stellen doch eine Bereicherung für uns dar.

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, Sie haben etwas gesagt, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit für jeden wohlmeinenden Europäer sein muss, der die Idee Europas verinnerlicht hat. Nämlich dass Europa eine lebenswerte Heimstatt für alle Europäer sein soll und keinem Notleidenden die Tür vor der Nase zugeschlagen wird.. Sie haben einen vernünftigen Satz gesagt, der unsere europäischen Hände und Herzen geöffnet hat bzw. öffnen soll.

Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass unser geliebtes Europa nicht verzagt und sich seiner Kraft und seines Willens gewiss ist, das wir das schaffen.